Wachstum braucht Raum und Zeit. Punkt. Hast du das?

Dies ist ein Auszug aus meinem Buch “Der Strange Times Transformation Guide”

Als Menschen in unserer Existenz, also im dreidimensionalen Raum, welcher sich durch die Dimension der Zeit bewegt, entstand das, was wir unser Universum nennen. Das Universum entstand in Raum und Zeit. Dieses Bild mag etwas pompös und überdimensioniert anmuten, es ist für den weiteren Gedanken aber von grösster Bedeutung.

Wachstum braucht Raum und Zeit. Haben wir keinen Raum, fühlen wir uns eingeengt, haben wir keine Zeit, fühlen wir uns gestresst. Dies ist eine völlig normale Reaktion von uns modernen Menschen. Es ist eine simple Reaktion, die wiederum nur eins aufzeigt: Wir leben heute unnatürlich. Das Fehlen von Raum und Zeit ist eine Reaktion auf eine unnatürliche Lebensweise. Die Natur kennt diesen Mangel nicht, sie hat sowohl Raum wie auch Zeit. Die Natur hat deswegen Zeit, weil sie Zeit nicht kennt, sondern aus dem Moment heraus schöpft. Das Wachstum der Natur entspricht nicht dem heutigen Wachstumsverständnis des Menschen, sondern ist vielmehr ein Erneuerungsprozess. Die Natur wächst, indem sie sich erneuert. Erneuerung bedeutet, Altes und Ungesundes abzubauen und zu verwerten und im Zyklus daraus Neues entstehen zu lassen. 

Die Natur wächst im Kreislauf, während unsere moderne zivilisierte Gesellschaft linear wachsen will, also ein «Immer mehr»-Wachstum anstrebt. Dieses Wachstumsprinzip widerspricht nicht nur dem biologischen Wachstumsprinzip der Natur, sondern auch von uns Menschen als Teil der Natur. 

Der Mensch als Organismus wächst ebenfalls durch Erneuerung. Mittels Autophagie verwerten die Zellen alte und kranke Zellen, in dem sie diese auseinanderbauen und ihr altes Material für den Aufbau neuer Zellen verwenden. Die Mitochondrien, die Kraftwerke unserer Zellen, tun dasselbe innerhalb der Zelle in Form der Mitophagie. Die Autophagie wie auch die Mitophagie finden aber erst statt, wenn die Zelle Raum und Zeit dazu hat, sprich nicht dauerbeschäftigt ist. Sie bekommt diesen Raum und die Zeit dann, wenn keine Kalorienzufuhr und Verdauung stattfinden muss. 

Eine Dauerzufuhr von Energie und Materie hemmt die Erneuerung der Zellen. Wir sehen also: Raum und Zeit führt zu Erneuerung bis auf die kleinste Ebene der Existenz. Und andererseits führt fehlender Raum und Zeit zu Überwucherung und Krankheit.

Dies ist aber eine permanente Chance für den Menschen, sich zu verändern, denn fast alle unserer Dutzend Trillionen Zellen in unserem Körper erneuern sich fortlaufend. Der grösste Teil unserer Zellen erneuert sich innerhalb von 21 Tagen komplett. 98 % der Atome bleiben weniger lang als ein Jahr in uns. Unsere Hülle von heute ist in einem Jahr fast komplett anders, aufgebaut auf der Information, welche wir heute weitergeben. Was wir heute weitergeben liegt in unserer Hand, denn die moderne Genforschung hat das ursprüngliche Bild der Gene vor zwanzig Jahren massiv revidiert. Hiess es damals noch, dass die meisten Gene vererbt wären und wir keinen Einfluss darauf hätten, lautet heute die Erkenntnis: Mehr als 95 % der Gene sind adaptiv, reagieren also auf die Prägung des Umfeldes. Diese Erkenntnis des adaptiven Gens wird heute wissenschaftlich immer wie besser belegt, unter anderem durch Joachim Bauer, welcher als renommierter Professor seit Jahren im Bereich der Spiegelneuronen und der Genetik forscht. Was bedeutet aber die Adaptivität der Gene konkret für uns? Solange wir im immer selben Prägungsmuster leben, verändern sich auch unsere Gene nicht. Wir sind insofern nicht Opfer unserer Gene, sondern unseres Stillstandes.

Still stehen wir aber vor allem deswegen, weil wir kaum mehr Raum und Zeit für Bewegung haben. Wir leben nicht im Modus der Erneuerung, sondern im Modus der Akkumulation. 

Wir häufen immer mehr an, ohne zu bereinigen. Materiell, als auch was unsere Zeit anbelangt. Wir haben mit den Jahren immer mehr Dinge, um die wir uns kümmern müssen, weil wir sie besitzen. Dabei vergessen wir festzustellen, wie das Prinzip eigentlich funktioniert, nämlich: Was du besitzt, das besitzt dich. Natürlich nickst du jetzt, wenn du das liest, aber was machst du dagegen? Loslassen ist etwas, das wir in der Schule ebenfalls nicht gelernt haben. Das Prinzip der Erneuerung, welches der Antrieb von Leben ist, haben wir nicht gelernt. Und hier ist mit «Leben» im wortwörtlichen Sinne Lebhaftigkeit gemeint. Vernachlässigen wir unsere Erneuerung, beginnen wir langsam zu verkümmern. Diesen schleichenden Prozess nehmen wir lange Zeit nicht wahr, bis erste chronische Erkrankungen, nichts anderes als stille Entzündungen in unserem Körper auftauchen. Warum? Weil die Mitochondrien so überstrapaziert wurden und ihnen nicht genügend Raum und Zeit, sprich Ruhe für die Erneuerung gegeben wurde.

Mit dem Alter türmen wir uns immer mehr auf im Leben. Unser Rucksack wird voller und voller. Karriere, Eigentum, Konsum, Bekanntschaften und Freundschaften, Verpflichtungen, Arbeit, Familie - wir nennen es Wohlstand. Angekommen im Wohlstand, dem angestrebten Ziel. Angekommen im wohligen Stand, eine weitere Illusion. Mach mal einen Test und stehe für 5 Minuten einfach ruhig da, ohne dich zu bewegen. Mache es wirklich. Und danach, wie fühlst du dich? Ist das ein erstrebenswerter Zustand, der wohlige Stand? Tatsache ist: 

Das Leben ist ein Bewegungssystem. Wenn wir uns nicht bewegen, dann staut sich Energie, die durch uns hindurchfliesst auf und es entsteht Aggression in unterschiedlichster Form. Aggression in 

Körper, Geist und Seele. 

Wer angekettet ist merkt dies erst, wenn er sich bewegt. Mit steigendem Wohlstand und Lebensalter sind wir wie eine Marionette, zu welcher immer mehr Fäden führen. Oder Fäden Energieleitungen zu eben obigen Energiequellen sind: Karriere, Arbeit, Eigentum, Konsum etc. Wir leben in der Illusion, dass uns diese Energiequellen Energie geben, aber faktisch ist es umgekehrt: Wir sind die Quelle der Energie, die aus uns zurück in die Matrix fliesst. Wollen wir diesen Energieabgang verhindern, müssen wir die Fäden durchschneiden, denn nur so kommen wir wieder in Bewegung. Die fundamentalste Dimension ist hier die Seele, dann folgt der Geist und erst dann kommt der Körper. Natürlich müssen alle drei in Bewegung bleiben, aber ein Körper in Bewegung und die Seele gefangen, ist eine viel stärkere Einschränkung der persönlichen Freiheit als eine freie Seele in einem gefangenen Körper.

Da wir Menschen selten aus reiner Erkenntnis heraus den notwendigen Wandel und die befreiende Transformation einleiten, hilft uns das Leben nach, und zwar in Form einer Krise. Die Krise zwingt uns dazu, wie die ursprüngliche Begriffsherkunft aufzeigt, zu entscheiden. «Crisis» bedeutet nämlich unter anderem «Entscheidung». Was macht die Krise mit uns? Sie lässt uns unseren Ballast so stark spüren, dass wir unter diesem Ballast zusammenbrechen. Der Ballast, Stücke von Last, die sich über die Jahre in unserem Lebensrucksack angehäuft haben und dessen Gewicht uns in die Knie zwingt. 

Ein Ballast, der entstanden ist, weil wir nicht nach dem Prinzip der Erneuerung gelebt haben, sondern immer mehr angehäuft haben.


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“Kann ich nicht einfach leben, statt die ganze Zeit nach dem ‘Leben’ zu suchen” - “Äh, lebst du den ‘einfach’?”