Der Selbstdialog, wenn man nicht mehr kann - der beste Coach den es gibt

Dies ist ein Auszug aus meinem Buch “Ich darf dürfen”

Was sagen Sie, wenn Sie so richtig in einem Energieloch sind, wieder einmal, und das Gefühl befällt Sie, dass niemand auf dieser Welt Sie versteht, niemand bei Ihnen ist? Was sagen Sie dann? «Alle sind so böse zu mir.» Oder «Die Menschen enttäuschen mich immer wieder» oder «Wann endlich finde ich Ruhe?».

Ich sage in so einer Situation «Keiner versteht mich». Und meine damit, «Keiner versteht mich emotional, keiner versteht meine Gefühlswelt». Alle kommen mit kognitiven Vorschlägen, Lösungen, ab denen ich nur den Kopf schüttle. Und so ganz tief unten fühle ich mich dann auch einsam. Nicht alleine. Einsam. Das ist ein grosser Unterschied. Alleine sein ist ein physisches Phänomen. Niemand ist um einen herum. Aber man kann dann trotzdem voller Zufriedenheit sein und alles andere als einsam. Weil man alle Menschen im Herzen trägt. Andererseits kann man auch inmitten vieler Menschen komplette Einsamkeit erfahren. Was uns weh tut, was uns schmerzt, ist Einsamkeit.

Meine letzten beiden Geburtstage feierte ich durch den Tag alleine. Aber alles andere als einsam. Das erste Mal war ein Freitag und alle waren bei der Arbeit. Ich wollte den Tag aber geniessen, den 16. Mai 2019. Also zog ich meine Wanderschuhe an, es war ein herrlicher Frühlingstag voller Sonne, ich kaufte Proviant und machte mich auf den Weg, von Interlaken über Ringgenberg, Niederried, Oberried nach Brienz. Eine herrliche Erfahrung. Ich hörte meine Lieblingsmusik, genoss die Landschaft, blieb stehen, reiste in schönen Gedanken und wunderbaren Begegnungen und trug so alle mir lieben Menschen im Herzen mit mir. Ich war alles andere als einsam, ich war komplett erfüllt, alle, die mir wichtig waren, waren bei mir. Einige schrieben mir Nachrichten, ein paar riefen an, es ergaben sich tolle Gespräche und ich war einfach happy. Am Abend ging ich dann mit Emel und den Kindern essen und auch das war zauberhaft. What a day, alleine unterwegs und gleichzeitig voller Menschen, Begegnungen und Erfüllungen. Und ich stellte fest: Wenn ich jemanden den Tag hindurch mitgenommen hätte, ich hätte mich dieser Person intensiver gewidmet, ihr mehr Zeit und Aufmerksamkeit geschenkt, aber allen anderen dafür weniger. Aus diesem Grund fand ich es sehr stimmig, diesen Tag, meinen Tag, mit mir alleine zu verbringen und alle anderen in meinem Herzen mitzunehmen. Ein Jahr danach tat ich es gleich, es war dieselbe Magie, dieses Mal fuhr ich mit dem Velo um den Brienzersee. Die handgeschriebene Karte meiner Eltern mit der Handschrift meiner Mutter habe ich noch heute in meinem kleinen Schrein neben meinem Bett. Ich ahnte damals, es werde wohl die letzte Karte von ihr sein. Aber selbst an diesem Tag, meinem Geburtstag, wohl ihrem grössten Tag in ihrem Leben, liess sie mich los und meinen Tag so verbringen, wie es für mich stimmte.

Aber eben, was sagen wir uns, wenn nichts mehr stimmt? Ich sage mir «Keiner versteht mich mehr».

Mein Verständnis des Lebens ist es heute, dass das Leben der beste Coach ist, den wir haben. Es ist stets da und gibt uns stets Rückmeldung in Form unserer Gefühle. Freude, Lust, Liebe, Zufriedenheit, aber dann auch Reibung in Form von Zweifeln, Sorge, Angst oder Wut. All das sind Rückkoppelungen unserer inneren Projektionen. Und das Leben koppelt uns diese Projektionen eins zu eins zurück. Das Leben ist ein Spiegel und wir eigentlich die Entschlüsselnden dieser Botschaften, sofern wir die Botschaften verstehen, denn sie sind nicht immer ganz einfach und in komplexere Muster verwoben.  Diese Entschlüsselungen bringen uns weiter. Nun, Entschlüsselungen bedeuten Arbeit und unser Verstand kann hier sehr wertvoll sein. Dies ist die Stärke des Verstandes, hier können wir uns nun voll einsetzen. Im Lesen der Muster, welche uns unser Leben zurückspiegelt. Nicht, indem wir instinktiv reagieren, in eine Opferrolle gehen, verdrängen, zurechtbiegen oder an anderen unseren Frust entladen, sondern indem wir zuerst durchatmen, die Energie rauslassen, aber dann uns hinsetzen und genauer überlegen, was uns dieses Muster sagen will. Muss jedes Muster, jede Botschaft, jede Reibung zwingend hinterfragt werden? Nein, das wiederum führt in eine paranoide Obsession und bringt nichts. Aber wenn Muster wiederkehren, dann ist hier eine Botschaft drin, welche aus einem Verhalten folgt, welches es sich lohnt eingehender und mit reflektierter Selbstanalyse, ich sage bewusst nicht Selbstkritik, zu durchleuchten. Gerade dann, wenn das Muster sich wiederholt, wenn die Menschen um uns sich ändern, aber die Muster bleiben, neigen wir dazu, ins Jammertal und in die Opferhaltung zu fallen. Aber genau hier liegt das grösste Potenzial. Denn, die Menschen, Erlebnisse und Situationen im Aussen, die dazu führten, sind eigentlich nur Variablen und Platzhalter, welche in unseren Augen zu dem werden, was sie werden, weil wir sie in unserer Projektion aus dem Innen damit verbinden.

Ich wollte dem «Ich fühle mich in meinen tiefsten Emotionen nicht verstanden» nachgehen. Was geschieht, wenn ich das Leben als Spiegel sehe? Was macht ein Spiegel? Er projiziert auf mich zurück. «Hm, kann es sein, dass ich mich selber, meine Emotionen, die Emotionen meines inneren Kindes nicht verstehe? Kann es sein, dass ich zu viel mit dem Verstand arbeite und argumentiere, dass ich zu wenig meinem Herzen und meiner Intuition folge?» Ja, es kann sein, und ja, es kann sogar sehr so sein! Die Erkenntnis kam wie ein Blitz, aber einer der eigentlich schon lange da war, über mir hing und nur darauf wartete, mich zu erleuchten. Dass dies geschah, dabei half mir Emel. Immer und immer wieder sagte sie: «Hör doch einfach auf deinen Körper, dein Gefühl, und lies doch nicht die ganze Zeit, wie es richtig ist, du weisst eh schon so viel, warum stresst du dich überhaupt noch mit mehr?» Sie sagte dies zu einem Zeitpunkt, als ich mich wieder einmal mit meiner Gesundheit, dem gesunden Leben beschäftigte und verwundert war, warum ich mich so müde fühle. Gut, meine Mutter war kurz zuvor gestorben, ich hatte viel Arbeit, aber irgendwie dachte ich, ich lebe doch so gesund, warum die Müdigkeit? Ich supplementierte auch jeden Tag zig Supplemente, Magnesium, Vitamin D3, Vitamin B12, Zink, Vitamin C, Broccoli-Extrakte, Reishi-Extrakte – alles und jeden Tag. Intuitiv hatte ich schon länger das Gefühl, dass dies zu viel war, aber kognitiv wiederum dachte ich, es sei wichtig, dies für meinen Körper so zu machen. Dabei besteht folgendes Problem: Betrachten wir den Körper als fremden, wird er uns fremd. Was machen wir, wenn es uns mal körperlich nicht gut geht? Wir ärgern uns über die Situation, über die Schmerzen und vergessen dabei vollkommen, dass der Körper nichts dafür kann. Der arme Kerl gibt stets das Beste! Wenn wir uns ärgern, traurig sind, Traumas erleben, Wut spüren, wenn wir gestresst sind, uns zu einseitig bewegen, Bewegungsabläufe nicht sauber ausführen, uns körperlich, geistig oder seelisch überlasten, wo geht das hin? Einfach weg? Verpufft es, verschwindet ab in eine andere Dimension, zur Zahnfeh oder zum Samichlaus? Wohl kaum. Es bleibt in uns drinnen, in unserem Körper. Der arme Kerl muss alles schlucken, all unser Unverdautes, all unsere Schattenablagerungen. Die Seele kann mit uns nicht anders kommunizieren als über Gefühle und die Intuition, das Herz, die Kohärenz. Wenn dieser Kanal zu ist, dann türmen sich die Botschaften, die Reibungen mit der Zeit immer wie mehr auf, alles wird im Körper abgespeichert, sei dies über übertriebene wiederholte Bewegungsabläufe, chemische Speicherungen in Form von Hormonen oder andere Formen schlechter Angewohnheiten, welche unsere innere Leere zu kompensieren versuchen, über das Essen, Rauchen, Trinken, unseren Konsum allgemein: Tatsache ist: alles das wird im Körper abgespeichert. Wo auch sonst? Anders geht es gar nicht. Der Körper ist der materielle und materialisierte Teil unserer Selbst in der Dreidimensionalität. Statt ihn zu verurteilen, mit ihm wütend zu sein, sich über ihn zu ärgern, sollten wir uns vielmehr immer wieder bei ihm bedanken für all die Arbeit, die er für uns macht, ein Kraftakt sondergleichen und wir sollten genauer hinsehen, was er uns mit seiner Sprache, der Körpersprache mitteilen will. So wird jeder körperliche Zustand wie auch jede Krankheit zu einer Botschaft. Vor allem dann, wenn die Ärzte «nichts Organisches» vorfinden können. Der Volksmund, die Volksweisheit, weiss das schon lange, indem er Metaphern verwendet, die es auf den Punkt bringen, wie zum Beispiel «Er kann es nicht mehr schlucken» oder «sie kann es nicht mehr hören». Schluckbeschwerden oder Ohrensausen als Botschaft des Körpers, sich eingehender mit einem ungelösten Thema oder Muster auseinanderzusetzen.

Emel hatte enorm recht, sie sagte es mir über all die Jahre immer wieder: «Hör auf dein Gefühl, handle danach.» Aber ich verstand es nicht. Wie auch? Wenn man diese Fähigkeit zu wenig entwickelt hat, dann fehlt einem auch das Verständnis dafür. Emel hingegen geht viel nach ihrem Gefühl und unterdessen arbeiten wir auch so, verstehen uns dadurch viel besser. Früher, wenn sie mir etwas erklären wollte und in grosse Argumente verfiel, kam das bei mir nicht an. Auf dieser Ebene verstanden wir uns nicht, vielleicht auch, weil sie das, was sie fühlt, nicht optimal in Worte fassen kann. Aber wenn sie sagt, sie habe dabei ein gutes Gefühl, dann reicht mir das. Heute frage ich jeweils bewusst «Wie ist dein Gefühl dazu?», sie geht kurz in sich rein und sagt dann «gut». Dann sage ich «Ok, dann machen wir das so». Punkt. Keine weitere Diskussion. Denn sobald wir zu diskutieren beginnen, verliert sich die Sicherheit, das Vertrauen. Aber zurück zu mir. Bei grossen Fragen und Visionen habe ich heute ein ziemlich gutes Gefühl, eine gute Intuition. Es ist mehr das Leben im Alltag, das Bedürfnis nach dieser 100 % Sicherheit, es richtig zu machen, an welchem ich noch wachsen und reifen kann, respektive mein Herz mehr einbinden will. Denn ich verstehe meine Emotionen noch zu wenig. Ich verliere mich im Verstand, ich will nachlesen, wie etwas genau funktioniert, was gut und was weniger gut ist, aber je mehr ich mich dort  in etwas vertiefe und je mehr ich weiss, desto mehr weiss ich auch, dass ich nicht weiss. Und dann entsteht daraus eine Art Paralyse, weil man sich nicht einfach getraut, es zu tun. Dass man mich hier richtig versteht, das ist eine Selbstanalyse auf hohem Niveau, aber sie ist für mich wichtig und wertvoll, weil ich spüre, dass der Weg über das Herz, das Gefühl, die Intuition und das Vertrauen, dass alles gut so ist, genauso wie es ist, einem enorm viel Ruhe gibt und einen den Moment viel besser geniessen lässt. Und somit das Leben als solches.

Als ich mir dieses Spiegelansatzes bewusst wurde, ihn ein erstes Mal enorm erfolgreich bei mir angewendet hatte, auch bei anderen Menschen zu spannenden Erkenntnissen gelangte, und zwar nicht nur über die stets wiederholenden Worte, sondern über ganze Lebenssituationen, ging ich zu einem nächsten Thema von mir. Ich fragte mich «Gibt es noch mehr so Worte oder Situationen im Aussen, über die ich mich aufrege?». Und ja, es gab noch eine. Und zwar folgende: Ich rege mich immer auf, wenn mir nahestehende Menschen, also konkret meine Eltern oder meine Kinder oder auch Emel, wegen Kleinigkeiten zu mir kommen, die sie nicht selber lösen können. Den Fernseher programmieren, den PC neu aufsetzen, irgendein technisches Problem lösen, beim Schreiben eines einfachen Briefes helfen. Dass man mich richtig versteht, ich helfe enorm gerne, bringe Menschen enorm gerne weiter, dies ist , was mich am meisten belebt. Aber mehr im Sinne eines Auflösens eines Musters, damit Energie wieder fliessen kann und dieser Mensch sich und sein Potenzial wieder frei entfalten kann, ohne meine weitere Hilfe. Wenn aber jemand immer mit dem gleichen Problem kommt, dann ist das wie das Zuführen von Energie, das sich immer wiederholt, der Knopf bleibt aber weiter bestehen und nichts ändert sich. Ich definierte für mich das wie folgt: Ich rege mich auf über Menschen, die sich selber nicht selbstständig weiterhelfen können. Und dann fragte ich mich umgehend «Ok, bin ich denn selbstständig in meinen Handlungen?». Nein, bin ich eben nicht! Ich frage zwar nicht andere Menschen, ausser es ergibt sich die Gelegenheit, wenn dieser Mensch starke Fähigkeiten in einem Bereich hat, dann durchlöchere ich ihn, komme immer wieder und stelle mein Denken komplett ab, werde sehr bequem. Sonst frage ich nie andere Menschen, aber ich google andauernd, suche andauernd Bestätigung in Artikeln, Blogs, Analysen und Studien. Ich bin alles andere als selbstständig im Sinne eines Vertrauens ins Innere, ich suche immer nach Hilfe im Aussen. Für jeden Pipifax. Diese Erkenntnis verbindet sich mit der ersten und meinem Potenzial, meine Intuition nicht nur bei grossen Themen einzusetzen, sondern auch im Alltag. Ich darf dürfen, genau deswegen schreibe ich dieses Buch. Ich darf dürfen, mir selber zu vertrauen. Die Antworten liegen alle bei mir.


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