Der Lift, sein Motor - und eine Analogie zur Partnerschaft

Dies ist ein Auszug aus meinem Buch “Ich darf dürfen”

Letzthin sah ich eine Dokumentation über Lifte, und es machte wieder einmal «Klick», wohl etwas verspätet. Die meisten Lifte haben ein Gegengewicht. Der Lift geht nach oben, das Gewicht nach unten. Das Gewicht wiegt die Hälfte des maximalen Liftgewichtes. Und die Ausgangsposition des Liftes? Ganz oben. Und nicht etwas ganz unten, wie wir annehmen. Dank diesem Gegengewicht verbraucht der Lift für die Bewegung, für seine Hauptfunktion, nur sehr wenig Energie. Bedeutend mehr Energie benötigt er, während er stillsteht. Und für alle Zusatzfunktion, wie das Licht, wenn es denn keine Abstellautomatik gibt. Irgendwie genau wie wir Menschen auch. Unser Grundumsatz ist jeden Tag da, ob wir uns bewegen oder nicht. Und entspricht 60 - 80 % unseres täglichen Energieumsatzes. Und das Denken, das Licht im Lift, benötigt fast am meisten Energie als Einzelfunktion. Sind wir also ein Lift? Stammen wir etwa von Ausserirdischen ab, welche eigentlich Lifte sind und uns ihre DNA eingespritzt haben, als wir noch Affen waren? Wer weiss, in einem alternativen Raum ist alles möglich.

Begeistert bin ich aber trotzdem ab der Erkenntnis des Gewichtes und Gegengewichtes. Und der Aussage «Der Motor muss nicht ziehen, er muss nur noch ausgleichen, und das benötigt kaum Energie». Jetzt ist mir auch klar, wie die Harderbahn an meinem Hausberg, meinem magischen Harder, der meine zweite Heimat, ein Freund, ein Zauberwesen ist und funktioniert. Wenn ich oben auf das Bähnli nach unten wartet – es gibt zwei Bahnwagen, welche als Drahtseilbahnen hoch- und runterfahren, jeweils die eine oben, die andere unten – fragte ich mich immer, wie kräftig dieser Motor sein muss, um die ganze Arbeit zu bewältigen. Aber nein, er muss nicht kräftig sein, er muss «gschpürig» sein, einfühlsam, um effektiv ausgleichen zu können.

«Blödmann, so eine Analogie, einfühlsam, so ein Bullshit, das ist pure Mechanik!» Jaja, das weiss ich auch, aber ich will nicht auf das hinaus. Nein. Ich will auf etwas anderes hinaus, eine andere Analogie, jene zur Partnerschaft. Eine gute Partnerschaft ist genau das. Ein Lift. Ein wirkungsvolles Zusammenspiel zweier Gewichte, die für ihre gegenseitige Bewegung kaum Energie brauchen. Alles was sie brauchen, ist Einfühlsamkeit und ein gemeinsamer Motor, welcher die beiden Energien optimal ausgleicht. Dieser Motor ist aber kein mechanischer, sondern ein verständnisvoller. Ein wertebasierter, ein eingespielter, ein respektvoller, ein ehrlicher, ein zuhörender, ein wertschätzender, ein liebevoller und zärtlicher. Ein aufbauender, eingestehender, humorvoller, dankbarer und zufriedener. Und noch vieles mehr. Ganz viele Komponenten, oder? Die Komponenten, das Fundament, oder eben der Motor, einer magischen Partnerschaft. Wenn dieser Motor stimmt, stets revidiert wird, gepflegt wird, man sich Zeit für diesen Motor nimmt, in den Motor investiert, den Motor nie als selbstverständlich annimmt und vor allem erkennt, dass der Motor selber in Dauerbewegung und Dauerveränderung ist, samt aller seiner Komponenten, man diese Veränderungen achtsam wahrnimmt, aufnimmt, den Motor und seine Veränderungen beobachtet und ein Bewusstsein für den Motor aufbaut, von dem man ein wesentlicher Bestandteil ist, dann funktioniert dieser Motor wie von Zauberhand. Dann werden die beiden Gewichte, das Gewicht und das Gegengewicht, eine in sich geschlossene Einheit von zwei unabhängigen Gewichten. Die stets unabhängig und gleichzeitig auch stets eine Einheit sind. Die sich wie aus einem Guss und in stetigem Flow hoch und runter im Haus des Lebens bewegen. Ist der eine unten, legt der andere sein Gewicht für ihn ein und zieht ihn hoch. Dann begegnet man sich auf Augenhöhe, in der Mitte des Lebens, in der Meditation, weil «medi» die Mitte bedeutet, schaut sich an, geniesst den Moment, im Wissen, dass es wieder Transportaufgaben im Hause des Lebens zu bewältigen gibt, der eine geht etwas hoch der andere runter, immer schön im Zusammenspiel und Wissen, dass man nur gemeinsam die Balance im Haus des Lebens halten kann.

Das ist der Idealfall. Zu oft verschliesst aber der Motor über die Zeit das Hoch und Runter. Weil er nicht genug gepflegt wurde, weil man zu sehr mit dem eigenen Transport beschäftigt war, weil es immer weniger gut fliesst und es immer mehr ein Murks ist. Man zieht am Seil, der andere zieht am Seil, der Motor versteht nicht mehr, wie er ausgleichen soll und überhitzt. Plötzlich fällt der eine ganz runter, tief in den Keller, vielleicht auch, weil ihn der andere nicht mehr gehalten hat, halten konnte, weil er die Kraft dafür nicht hatte, weil er selber im Keller war, losliess, der Motor am Arsch, und nun hängt der eine oben in den Seilen und der andere unten im Dunkeln, beide schreien sich an, keiner will nachgeben, keiner will das Gegenteil dessen tun, was er jetzt tut, weil dies bedeuten würde, in seinen eigenen Schatten zu gehen, in sich selber, die Ursache bei sich selber zu suchen, aber das will keiner von beiden. Es braucht immer zwei, um den Lift im Hause des Lebens in Bewegung zu halten.


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