Geld ist Freiheit. Denken wir. Aber was ist Geld wirklich? Es ist ein weites Feld.

Dies ist ein Auszug aus meinem Buch “Zum Ausklang im Einklang”

Geld ist Freiheit.

Denken wir.

Aber was ist Geld wirklich?

Es ist ein weites Feld.

Jordan Belfort, der «Wolf of Wall Street» weiss das nur zu gut. Im gleichnamigen Film sitzt er, gespielt von Leonardo di Caprio, zusammen mit seinem ersten Wall-Street Chef, Mr. Hanna, zu Mittag in einem noblen Restaurant hoch über Manhattan. Mr. Hanna philosophiert entspannt und voller Kokain, - über das Geld. Und klopft sich dabei auf die Brust. Immer wieder. Und macht Atemgeräusche durch seinen Kehlkopf hindurch. Er klopft sich die Thymusdrüse und das stärkt das Immunsystem (Das zur Thymusdrüse ist eine Bemerkung meinerseits für Sie. Filme über Geld und Kapitalismus können für all jene, die sich genau achten, durchaus auch gesundheitsförderndes Wissen an den Tag legen). «Mr. Hanna, Sie nehmen schon jetzt zur Mittagszeit Drogen, obwohl sie noch den ganzen Tag konzentriert arbeiten müssen?» «Ja, wie soll man das denn sonst aushalten? Kokain und Nutten mein Freund, nur so kommst du durch den Tag.» «Ich bin stolz für Ihre Firma zu arbeiten. Ihre Kunden sind» «Absolut Scheisse. Vergiss die Kunden. Es geht nur darum, den Kunden das Geld aus ihrer Tasche in unsere Tasche zu ziehen. Regel Nummer eins an der Wall Street: Niemand weiss, ob die Börsen morgen steigen oder sinken. Es ist alles Fagasi. Kennst du Fagasi?» «Fugazi, Sie meinen Fugazi. Das ist eine Fälschung.» «Fugazi, Fagasi, Wahnsin, Schwachsinn, das ist alles Feenstaub.» Er pfeift wie ein leichter Windwirbel und macht Zauberhandbewegungen. «Feenstaub. Es existiert nicht, ist keine Materie.»

Szenenwechsel. Gleiches Thema. Anderer Kultfilm.

«Es ist nur Geld Sam, nur Geld. Meine Güte, wann hast du nur angefangen, so Mitleid mit der Welt zu haben?» Der Beginn des Dialogs einer Schlüsselszene aus dem Film «Der grosse Crash», im englischen Titel «Margin Call». Ein einzigartiger Film, welcher ein fiktives Szenario einer Finanzmarktkrise aufzeigt, sich dabei aber nahe am Ablauf des Niedergangs um Lehman Brothers orientiert. John Tuld spielt den Chef von Sam Rogers. John Tuld ist der oberste Chef der Bank. So wie Richard Fuld es von Lehman war. Tuld? Fuld? Wie heisst es so schön, jegliche Ähnlichkeiten sind Zufall. John Tuld hat einem ausgewählten Stab von Mitarbeitern in einer geheimen Nacht- und Nebelaktion angeordnet, alle toxischen Anlagepapiere zu verkaufen. Um jeden Preis, mit jeder noch so gut klingenden Geschichte. Denn sonst, ausser ihnen, weiss noch niemand von der Wertlosigkeit dieser Papiere, einer gigantischen Wertlosigkeit. Also spielt man Schwarzen Peter. Und beginnt diesen soeben entdeckten Schwarzen Peter weiterzugeben. Konkret: Milliarden von wertlos gewordenen Wertpapieren werden an noch unwissende Banken als «tolles Schnäppchen» verkauft. Einfach raus damit, ausmisten. Nach mir die Sintflut. Und so ist der Spuk für diese Bank am Morgen vorüber. Aber Sam Rogers will aussteigen. Und das sagt er am Morgen seinem Chef John Tuld. Die Szenerie spielt in einem noblen Restaurant hoch über Manhattan. Das Restaurant ist leer. Nur Sam Rogers und sein Chef sind dort. Sam steht angespannt und frustriert am Tisch «Ich will raus.» John Tuld schaut auf, während er sinnierend sein Filet isst und Rotwein trinkt. Und dabei genüsslich vor sich hin kauend über das Leben und das Geld zu philosophieren beginnt.

«Es ist nur Geld, Sam. Nur Geld. Es ist erfunden. Stücke von Papier mit Bildern darauf, so dass wir uns nicht gegenseitig umbringen müssen, um etwas zu Essen zu kriegen. Wir machen nur unseren Job. Und manchmal gewinnen wir. Und manchmal verlieren wir. Aber der Prozentsatz zwischen Gewinnern und Verlierern wird immer der gleiche bleiben. Immer. Ja, es mag sein, dass wir heute mehr sind, aber der Prozentsatz wird immer der gleiche bleiben.»

Der Prozentsatz. Der Zauberstab der Finanzindustrie. Einerseits der Prozentsatz, der die Verteilung zwischen den wenigen ganz Reichen und dem Rest aufzeigt. Und andererseits der Prozentsatz, der zu dieser Verteilung führt. Nämlich der Prozentsatz der ganz kleinen Zahl. Der Gebühr oder Kommission. Jenem «Instrument», welches die Bankenwelt zu dem macht, was sie ist: unabhängig von den Finanzmärkten. Die Banken verdienen nämlich nicht an den Finanzmärkten, sie verdienen an den Kunden, die den Eintritt an die Finanzmärkte suchen. Und dafür ganz wenig Eintrittsgebühr zahlen. Ganz ganz wenig. Zum Beispiel 1 % Verwaltungsgebühr pro Jahr. Was mag das schon sein, wenn 6 %, vielleicht 8 % oder sogar 15 % Rendite am Ende herausschauen. Nichts. Nichts? Wirklich? Am Ende kostet 1 % Gebühren bei einer Million Vermögen 10’000.-. Zehntausend. Und wenn eine Investmentbank eine Firma an die Börse bringt, und für einen Start-Börsenwert von 10 Milliarden geringe zehn Basispunkte oder 0.1 % Vermittlungsgebühr bekommt, dann sind doch 0.1 % so kaum sichtbar. Oder? Dann sind es 10 Millionen.

Die Macht der kleinen Zahl. Magie. Kalkulierbare Magie in diesem Fall.

Kalkuliert wäre sie aber nur dann, wenn wir nicht verzaubert wären vom Glanz des Geldes, vom Schein des Reichtums, der uns unsere Sicht trübt, vor lauter Gier und Hoffnung. Und zwar nicht nur vom Geld selber, sondern auch von den «Geld-Verkäufern», also all jenen, denen wir in der Finanzbranche vertrauen, weil sie uns zugänglich und vertraut vorkommen. Dazu eine Passage aus dem dritten Kultfilm der letzten Jahre über die Finanzindustrie «The big short», welcher eine Mischung aus Dokumentation und Spielfilm ist. Gegen Ende des Films verfasst der Fondsmanager Michael Burry, welcher als einer der ersten den grossen Schwindel im amerikanischem Hypothekenmarkt entdeckte, jedoch lange Zeit kaum Investoren fand, welche an ihn glaubten, sein Fonds am Ende fast 500 % Performance aufwies, er diesen aber trotzdem schliessen musste, ein letztes Email an seine Kunden: «Ich habe meine Frau über Match.com kennengelernt. In meinem Profil hiess es: «Ich bin ein Medizinstudent mit nur einem Auge, einem unbeholfenen sozialen Verhalten und einem Studentendarlehen in Höhe von 145.000 Dollar.» Sie schrieb zurück: «Sie sind genau das, was ich gesucht habe.» Sie meinte «ehrlich», also lass mich ehrlich sein. Geld zu verdienen ist nicht so, wie ich dachte. Dieses Geschäft tötet den Teil des Lebens, der wesentlich ist, den Teil, der nichts mit dem Geschäft zu tun hat. In den letzten zwei Jahren hatte ich das Gefühl, dass sich mein Inneres selbst aufgefressen hat. Alle Menschen, die ich respektiert habe, sprechen nicht mehr mit mir, ausser über Anwälte. Die Leute wollen eine Autorität, die ihnen sagt, wie sie die Dinge bewerten sollen, aber sie wählen diese Autorität nicht auf der Grundlage von Fakten oder Ergebnissen. Sie wählen sie, weil sie sich autoritativ und vertraut fühlt. Und ich bin nicht «vertraut» und war es auch nie. Also... also bin ich zu der mürrischen Erkenntnis gekommen, dass ich den Fonds schliessen muss. Hochachtungsvoll, Michael J. Burry, M.D.»

Dieses Email sagt, wie die vorherigen zwei Szenen auch, alles über die Menschen und alles über Geld aus.

Aber auch hier: Jeder gibt sein Bestes.

Erst recht Glamourboys. Und louri Podlatchikov sowieso. Der Schweizer Snowboard-Olympiasieger mit russischen Wurzeln ist eine einmalige Erscheinung und Persönlichkeit. Er gab in seiner Karriere nicht nur sein Bestes, sondern mehr. Ging über seine Grenzen hinweg. Und verletzte sich, leichter und schwerer, von Kopf bis Fuss, von einer Hirnblutung bis zum Riss der Achillessehne, seiner letzten und schwersten Verletzung. Aus seiner Sicht. Er war diese Woche zu Gast bei Roger Schawinski. Ein tolles Gespräch, welches so richtig floss. Mit vielen spannenden Einblicken in den Menschen Iouri Podlatchikov. Ehrlich. Offen. Menschlich.

«Iouri, du hattest ja auch eine Zeit, in der du einen teuren Lebensstil hattest. Wie viel hast du damals pro Jahr verdient? Eine Million?» Iouri schmunzelt, denkt kurz nach, alles andere als überheblich. «Mehr. Einiges mehr.» Und dann fügte er hinzu «Meine Mutter sagte mir damals: Mehr Geld, mehr Sorgen.» «Und, hatte sie recht?» «Ja, irgendwie schon. Vor allem war das Geld schneller weg als die Sorgen, die es mit sich brachte.»

«Das grosse Geld geht schneller Weg, als die grossen Sorgen, die es mit sich bringt.»

Fagasi. Fugazi. Wahnsinn. Schwachsinn. Feenstaub. Damit wir uns nicht umbringen, um etwas zu essen zu kriegen.

«We’ve come a long long way.»


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