Forrest «Börsen» Gump auf der Suche nach dem heiligen «Investment» Gral

Die Suche nach der korrekten Risikoprämie für Aktien endet bei 150 Meinungen.

«An diesem Tag, ohne ersichtlichen Grund, begann ich zu rennen.» Forrest, Forrest Gump, brachte mit seinem Leben und seinen Gedanken wie kaum ein anderer die Gesellschaft Amerikas auf den Punkt. Da stellt sich – vielleicht – auch die Frage: Hätte Forrest Gump nicht nach 3 Jahren 4 Monaten 14 Tagen und 16 Stunden mit dem Rennen aufgehört, wäre er an den heutigen Märkten noch am (Mit)rennen? Ohne ersichtlichen Grund?

Im aktuellen Bullenmarkt fragen sich immer mehr Anleger ebenfalls «Hat dieses (An)rennen noch einen Grund? Eine Begründung?». Eine Antwort wäre natürlich: «Ja, wenn Aktien noch günstig sind, dann schon». Aber, sind sie das? Hier wechselt die Perspektive von der gesellschaftlichen Betrachtung notabene zur Suche des Heiligen Grals des Anlegens. Im Vergleich zum ursprünglichen Heiligen Gral verspricht dieser nicht Glückseligkeit, ewige Jugend und Speisen in Überfülle, aber zumindest das heutige materialistische Mittel dazu: Viel Rendite durch günstig gekaufte Aktien.

Günstig jedoch, das dürfen wir bei jeder Börsenkorrektur schmerzlich feststellen, ist relativ. Ein aktuell häufig verwendeter Ansatz, den Wert einer Aktie über einen Preisvergleich zu bestimmen, ist das «Fed Modell» der US-Notenbank: Dabei wird die Aktienrendite, also das Verhältnis des Gewinns pro Aktie zum Preis der Aktie, mit dem 10-jährigen Zinssatz verglichen. Die Differenz zwischen der Aktienrendite und der Zinsrendite nennt sich Risikoprämie der Aktie. Diese Prämie muss der Anleger zahlen, damit die höheren langfristigen Renditeaussichten von Aktien gegenüber Zinsen gerechtfertigt sind. Dabei gilt: Aktien sind desto günstiger, je tiefer die Zinsen, je höher der Gewinn und je tiefer der Preis der Aktie. Was sind die Aktien also heute wert? Eine einfache Rechnung müsste es zeigen.

Was einfach erscheint, hat oft und gerade in der Finanzwelt einen Haken. Über 150 Studien haben sich bis heute mit der Suche nach der korrekten Risikoprämie beschäftigt. Quintessenz: Keine Studie kommt zum selben Schluss, die Resultate sind wunderbar verteilt, zwischen 3 und 10 %, fast schon wie die Zahlen auf dem Roulettetisch. Zufall? Auch wenn nicht, es würde bei der aktuellen Beurteilung nicht weiterhelfen. Denn die Zinsen sind durch die Notenbanken künstlich tief gehalten. Wie tief, darüber kann nur spekuliert werden.

Was würde wohl Forrest Gump dazu sagen? Vielleicht Folgendes: «Meine Mama konnte mir immer alles so erklären, dass ich es verstand».

Vierundzwanzigster Mai Zweitausendunddreizehn

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